Trauernde Hinterbliebene quälen viele Fragen, auf die es kaum eine
Antwort gibt!
Wie hat sich der Verstorbene gefühlt, hatte er Schmerzen, hatte er
Todesangst? Diese Fragen werden mir immer wieder gestellt und so versuche ich
hier darauf zu Antworten:
Der Tod ist für Angehörige nicht vorstellbar, für den Menschen selber
aber nicht schlimm, so denke nicht nur ich, sondern ähnlich Betroffene, die
auch fast gestorben wären. Es ist ein Ereignis, das ich als angenehm und
eigentlich schön empfunden habe.
Unser Körper reagiert so gut, dass man nicht bewusst erlebt, wie man stirbt. Es ist wie beim Einschlafen, dabei merkt man auch nicht, wann genau das passiert. Man ist frei von allen Sorgen, kennt keine Schmerzen und möchte einfach nur schlafen.
Wäre ich gestorben, hätte ich es vermutlich ungefähr so wie Pam Raynolds
mitbekommen. Ich bin sicher, dass ich mich entscheiden konnte, den schönen Tod
(die Reise ins Licht) zu wählen, oder das anstrengende Leben noch einmal zu
versuchen.Unser Körper reagiert so gut, dass man nicht bewusst erlebt, wie man stirbt. Es ist wie beim Einschlafen, dabei merkt man auch nicht, wann genau das passiert. Man ist frei von allen Sorgen, kennt keine Schmerzen und möchte einfach nur schlafen.
Wieso kann ich so eine Behauptung aufstellen?
Nun, ich war fast tot, denn nach einer Hirnblutung im Stammhirn III.
Ventrikel, habe ich nur mit viel Glück
und durch rasches Handeln aller Beteiligten überlebt. Das Stammhirn ist
zuständig für alle Lebensnotwendigen Organe, also Herzschlag, Atmung, Leber-
und Nierenfunktion.
Man kann sich auch als Außenstehender leicht vorstellen, dass ich dem Tod
näher war als dem Leben. Ich wollte alleine nicht mehr atmen und die Nieren
haben ihre Arbeit eingestellt. Jedenfalls gab mir kein Arzt eine Chance, die
Blutung zu überleben. Meiner Frau wurde nahe gelegt, sich Gedanken über meine
Organe zu machen, wenn ich Hirntod wäre. 7 Menschen warteten auf Spenderorgane.
Hätte ich eine ärztliche Verfügung unterschrieben, weil ich als schwer
Behinderter nicht leben wollte, dann wäre vermutlich die Beatmung, oder die
Ernährung eingestellt worden und 7 Menschen hätten sich über meine Organe
gefreut.
Ich weiß, dass ich vorher mit dem Gedanken spielte, eine Verfügung zu
unterschreiben und das mache ich persönlich sicher nie mehr. Denn das
beschäftigte mich im Tiefschlaf. Allerdings ist das eine Entscheidung, die
jeder selber treffen muss und da will und kann ich keinen Rat geben!
Es ist immer der falsche Zeitpunkt, bei so einem Ereignis, das so schnell
passiert. Man möchte noch so viel sagen und ließ sich vorher so lange damit
Zeit, man hat noch so viel zu tun, diese Dinge gingen mir durch den Kopf, bevor
ich ins Koma fiel. Ich weiß, dass viele Angehörige genau damit nicht fertig
werden!
Bei einem Unfall, oder wie bei mir die Hirnblutung, erspart man sich die
Todesangst, aber dafür bekommt man vieles nicht mehr geregelt. Bei Krebs hat
man einige Zeit darüber nachzudenken und da kommt sicher Todesangst dazu. Dafür
kann man in einem geregelten Umfeld sterben.
Im tiefen Koma bekommt man von außen auch nichts mehr mit, da ist man
alleine mit sich und den Eindrücken, wie mit der Reise in das schöne Licht. Im
künstlichen Koma schon. Ich wusste genau, dass meine Frau und meine Tochter
über mich wachten und das gab mir Sicherheit, damit niemand meine Organe
entnimmt.
Viele Angehörige wissen nicht, was sie mit einem Komapatienten reden
sollen. Sprechen sie wie mit einen wachen Patienten, erzählen sie über ihren
Tag, oder lesen sie ihm die Tageszeitung vor. Ein wenig kommt sicher an und
beruhigt den Patient. Ich konnte in meinem künstlichen Koma klar denken, ich
hatte Wach- und Schlafphasen. In den Wachphasen hörte ich meine Frau und in den
Schlafphasen hatte ich schöne Träume.
Sicher werden manche sagen, der Tod liegt in Gottes Hand und nie bei dem
Menschen selber. Man kann zu Gott stehen wie man will, dennoch gibt es eine
Kraft, die schon sehr an Gott glauben lässt. Ich bin kein gläubiger Mensch,
zumindest fange ich mit der Kirche nicht viel an. Seit meiner Hirnblutung
beschäftige ich mich allerdings auch mit Astronomie und eigentlich muss es
etwas geben, das wir als Gott bezeichnen!
Es gibt so viele Religionen, die ganz anders sind, als unser
katholischer Glaube. Da werden Feste gefeiert, wenn einer ihrer Lieben vom
Leben in eine bessere Zukunft gegangen ist.
Ein schönes Leben nach dem Tod, man weiß es nicht.
Jedenfalls gefällt mir diese Einstellung besser als die demütige Trauer
bei uns. Nun von klein auf, wurde mir von Himmel und Hölle erzählt, nur daran
kann ich mich nicht festhalten. Aber diese Kraft, oder Energie gibt es, wenn
man vom Leben abschied nimmt. Manche berichten von einem hellen Licht, in das
sie gehen, daran kann ich glauben. Und vermutlich wird es auch so sein.
Wenn man das jetzt wissenschaftlich betrachtet, gibt man ja seine Gene an
die Kinder weiter und bekommt so das ewige Leben. Denn wenn es irgendwo noch
einen Menschen gibt, der an den Verstorbenen denkt, wird seine Energie noch da
sein. Energie, unsere Gedanken, stehen ja im Raum, wo ist diese Energie, wenn
unser Körper nicht mehr lebt? Ich glaube nicht, dass die einfach weg ist. Schon
Einstein befasste sich mit Zeit und Raum und solange es wen gibt, der an den
Toten denkt, lebt man zumindest in Gedanken weiter.
Probiert es aus, fragt einen nahen Toten über ein Rezept, oder bittet ihn
um Rat. Ich bin sicher, es kommen Antworten. Manche versuchen für sich, bei
übersinnlichen Menschen Trost zu erlangen, das kann funktionieren, wenn man
daran glaubt. Der eigene Körper spielt dann etwas vor, das wirklich realistisch
sein kann. Und solange damit kein Schaden angerichtet wird, kann ich mir
durchaus vorstellen, dass es ein Trost ist. Leider weiß und hört man oft von
Schwindlern, die nur das Geld der Leidtragenden wollen. Näher möchte ich mich
dazu nicht äußern.
Energie zwischen zwei Menschen gibt es!!!
Wer hat noch nicht erlebt, dass einem ohne es zu wissen, jemand auf den
Rücken starrt, oder man genau weiß, wer gerade anruft. Wer hatte noch keine
Vorahnung. Und da soll jetzt der Tod der letzte Schluss aller Weisheit sein.
Das glaube ich nicht.
Ich glaube daran, dass der Tod einem Menschen den Körper nimmt, aber
niemals das Leben, die Energie die er da lässt.
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