Montag, 27. Oktober 2014

Das Gehen und das Gangbild


Die Meisten Schlaganfall- Betroffenen haben eine  rechtsseitige bzw. linksseitige Lähmung und man muss mit einem gelähmten Bein das Gehen wieder lernen. Man muss sich vorstellen, jede Zehe ist gelähmt, das Knie hält nicht mehr der Belastung stand und dadurch wird es schwer, das Gleichgewicht zu halten.

So entsteht ein Gangbild, das man als humpeln bezeichnen könnte. Ein Therapeut, oder ein gesunder Mensch kann sich nicht vorstellen, wie sehr man jede einzelne Zehe braucht, um ein ordentliches Gangbild wieder zu erlangen. Einen gelähmten Arm kann man eventuell noch nachempfinden, aber auf dem Bein ist jederzeit beim Stehen eine Belastung drauf. Die Belastung schwankt einmal von links nach rechts, das kann man als Therapeut gerade noch nachempfinden. Wie sehr die Zehen fehlen, spürt nur der Patient.

Zwickt man den Po zusammen bekommt das gelähmte Bein eine Steifigkeit, dass es für kurze Zeit hält wo man einen Schritt machen kann. Therapeuten werden mit dem Patienten den Schritt in die kleinste Bewegung zerlegen und danach kann geübt werden: Po zusammenzwicken, das gelähmte Bein belasten, das gesunde Bein leicht anheben, so dass man nicht das Gleichgewicht verliert, das gesunde Bein dabei einen Schritt vorstellen und belasten, Po-Muskeln entspannen, damit das gelähmte Bein wieder locker wird, die Belastung mit einem Hüftschwung auf das gesunde Bein übertragen und das gelähmte Bein vor stellen.

Hier entsteht für Patienten die größte Schwierigkeit, denn wie soll man das gelähmte Bein anheben und vorstellen, wenn es gelähmt ist? Dabei helfen Therapeuten meistens mit ihrem Bein, durch anschieben mit. Der Hüftschwung sorgt für eine Bodenfreiheit für den gelähmten Fuß, sodass er nicht hängen bleibt. Diese Bewegungsabläufe waren in unseren Synapsen abgespeichert und müssen jetzt neu gespeichert werden und zwar im Bruchteil einer Sekunde und dann soll man auf das Abrollen des Fußballens nicht vergessen! Sie können mir glauben, dass es schon schwer genug ist, überhaupt einen Schritt zu machen. Und so werden die meisten Patienten das Abrollen gar nicht erst versuchen.

Erst wenn die Sicherheit vorhanden ist, einen Schritt gefahrlos zu überwinden, wird der Patient bereit sein, das Gangbild zu verbessern, denn wichtig ist für Patienten einmal von A nach B zu kommen und keinen Schönheitsbewerb zu gewinnen!